Stillen oder Flasche? Das ist eine Frage, die ich mir eigentlich nicht oft gestellt habe, sondern die sich ergeben hat. Was mich nur so völlig fassungslos macht, wie hart Mütter untereinander urteilen. Wie gnadenlos der eigene Weg als das Nonplusultra angesehen wird. Ich finde einfach, dass jede Frau ihren Weg finden muss und diesen auch entspannt gehen sollte. Davon abgesehen war ich auch nicht immer voll Liebe erfüllt und schmerzfrei, wie man an dem Bild unschwer erkennen kann. Ich habe z.B. nicht gerne in der Öffentlichkeit gestillt, dafür bin ich zu verkrampft. Aber beim Spazierengehen auf der Parkbank funktionierte es ganz ok.
Es bringt meiner Meinung nach auch nichts, wenn man monatelang unter Schmerzen stillt, sich nicht wohlfühlt und die ganze Prozedur als Last empfindet. Ich habe Freundinnen richtig leiden sehen, das war überhaupt nicht gut. DAS Gefühl überträgt sich sicherlich irgendwie auf das kleine Wesen.
Die Theorie
Irgendwann in der Schwangerschaft habe ich dann auch mal einen Stillkurs besucht. Ein Raum voller Frauen, die „verstehen“ wollten, wie das Stillen an sich funktioniert. Man möchte ja ALLES richtig machen und auch ALLES versuchen, damit es auch klappt. Es wurde dann auch ein wirklich ermutigender Vortrag einer Stillbeauftragten. Das war, abgesehen von einem Geburtsvorbereitungs- und Erste-Hilfe-Kurs, die gesamte Vorbereitung auf die Zeit nach der Geburt. Und das hat auch gereicht.
Ich wurde ja in den letzten Wochen vor der Entbindung stattdessen leider eher zu einer Expertin in Sachen Erbschaftsrecht und Nachlassabwicklung. Aber an einem Montag im Juni hatte ich dann ins Krankenhaus eingecheckt. Die Geburt sollte eingeleitet werden, da die kleine Mademoiselle schon recht groß war und ich auch als Risiko-Patientin galt. So, da lag ich nun das erste Mal am CTG mit einem Buch, das mir meine Schwägerin vermacht hatte: „Das Stillbuch“ von Hannah Lothrop. Der Klassiker an sich. Ich fing an zu blättern und zu lesen. Nach fünf Tagen am CTG waren zwar keine Wehen in Sicht, aber ich hatte eine Vorstellung vom Stillen. Mehr oder weniger. Alles Theorie. Obwohl die Kleine dann doch per Kaiserschnitt auf die Welt kam, hat man im Krankenhaus alles für einen natürlichen Stillstart getan.
Die Praxis
Und irgendwie hat es funktioniert. Was ich ja immer noch für ein kleines Wunder halte. Aber auch wenn es nicht geklappt hätte, dann hätte ich das akzeptiert. Ich bin in den Siebzigern auf die Welt gekommen und damals war es ganz selbstverständlich, dass man die Kinder mit der Flasche großzog. Heutzutage wird ja fast das Jugendamt gerufen, wenn man nicht stillt. Mütter, die ich kaum kenne, entschuldigen sich, dass sie nicht stillen können/wollen/dürfen. Wahrscheinlich weil sie von anderen Müttern dafür verurteilt werden. Aber wieso ist das so? Ich glaube ja, dass Eltern heutzutage viel zu verkopft an die ganze Sache rangehen. Da prallt die Theorie am realen Leben ab. Man kann nicht alles planen, das habe ich schon früh gelernt. Man sollte nicht so streng mit anderen Müttern sein und noch weniger mit sich selbst. Und wenn es geht häufiger auf sein Bauchgefühl hören, denn wenn man ganz genau zuhört, dann weiß man schon von ganz alleine eine Menge.
So, was hat mir also geholfen? Das oben genannte Buch, die fünftägige Ruhe im Krankenhaus, kein Erwartungsdruck und diese sieben Dinge.
Anmerkung: Das sind meine persönlichen Erfahrungen, die ich hier teile. Wenn etwas bei uns geklappt hat, dann heißt das nicht, dass es so sein muss oder auch bei anderen so funktioniert. Das gilt auch für unsere Flops, die ja bei anderen wunderbar funktionieren können.
Und noch etwas: Ich erwähne Produkte. Also ist das wohl Werbung. Aber unbezahlt!